„Ich merke, dass mein Einsatz großen Wert hat”

Bisher kümmerte sich Zeitsoldat Thomas W. um Start- und Landebahnen auf dem Fliegerhorst Diepholz. Seine jetzige Station: ein Pflegeheim in Berlin-Kreuzberg. Im Interview schildert der 29-Jährige, warum er den Wechsel in die Corona-Hilfe nicht bereut.

– Das Interview führte Sabine Priess, rbb24


 

Um die Corona-Pandemie zu bewältigen leisten derzeit viele Soldaten der Bundeswehr Amtshilfe. Sie unterstützen schon seit Monaten die Berliner Bezirke bei der Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten sowie bei der Information von Betroffenen. Auch in Teststationen und in Impfzentren helfen Bundeswehrangehörige aus. Seit Dezember werden die Soldaten auch in Berliner Pflegeheimen eingesetzt. In der Hauptstadt sind derzeit etwa 1.200 Kräfte der Bundeswehr zur Unterstützung im Einsatz. Einer von ihnen ist der 29-jährige Stabsgefreite Thomas W. aus Oldenburg.

VÖ - Blätter aus der Mathilde-Zimmer-Stiftung 1-21

rbbl24:
Guten Tag, Herr Wiemann, Sie sind Soldat bei der Bundeswehr und leisten der- zeit Amtshilfe in einem Pflegeheim. Stimmt das so?

Thomas W.:
Ja, genau. Ich bin normalerweise in Diepholz in Niedersachsen stationiert und wohne in Oldenburg.

Sie kommen also aus Niedersachsen und sind in einem Berliner Pflegeheim im Einsatz derzeit. War schon vorher klar, dass Ihr Einsatz in Berlin sein würde?

Ja, ich bin in Kreuzberg im Lutherhaus der Mathilde-Zimmer-Stiftung im Einsatz. Ich bin in einem Hotel in der Nähe untergebracht. Für mich war klar, dass ich nach Berlin gehe – das war so vorgesehen. Wir wurden vorher darüber informiert.

Wie lange bleiben Sie im Lutherhaus?

Ich bin noch bis Dienstag hier. Dann waren es insgesamt 16 Tage. Ich war zuvor schonmal 14 Tage in diesem Pflegeheim im Einsatz.

Und dann kommt ein anderer Soldat und ersetzt Sie?

Jawohl, genau.

Ein Pflegeheim ist für die meisten derzeit dort eingesetzten Soldaten ein eher ungewöhnlicher Ort für einen Einsatz. Was machen Sie normalerweise bei der Bundeswehr?

Ich bin Soldat auf Zeit – auf acht Jahre. Normalerweise bin ich bei der Bundeswehr Luftwaffenpionier. Das heißt, ich bin für die Instandsetzung der Start- und Landebahnen zuständig. Ich bin gelernter Gleisbauer.
Und ja, der Einsatz ist ungewöhnlich, aber ich wusste ja vorher, worauf ich mich einlasse. Das hat mir keine Bauchschmerzen bereitet.

Wurden Sie für diesen Einsatz im Pflegeheim abkommandiert oder haben Sie sich freiwillig gemeldet?

Ich habe mich freiwillig gemeldet.

Was genau machen Sie jetzt im Pflegeheim?

Ich bin für den Empfang der Besucher zuständig. Ich kontrolliere, ob sie ein gültiges Corona-Attest dabei haben, das nicht älter als 24 Stunden ist. Ich messe bei ihnen Fieber und weise sie auf die Hygienebestimmungen hin.
Außerdem gehe ich zu jeder vollen Stunde einmal im Erdgeschoss herum und desinfiziere Handläufe, Türklinken und den Druckknopf des Fahrstuhls.

Sind Sie in diesem Heim gemeinsam mit anderen Bundeswehrsoldaten im Einsatz?

Nein, in diesem Heim bin ich der einzige Soldat.

Welche Schutzausrüstung tragen Sie? Und tragen ihre BW-Uniform?

Ich trage die Bundeswehruniform und bin mit Handschuhen und einer FFP-2-Maske ausgestattet.

Was dürfen Sie nicht machen während ihres Einsatzes?

Ich bin grundsätzlich nur zur Unterstützung eingeteilt. In die Pflege darf ich natürlich nicht.

Wie reagieren die Altersheim-Bewohner und die Pflegekräfte auf Sie als Soldat?

Ich bin sehr freudig begrüßt worden. Ich merke, dass mein Einsatz für die Mitarbeiter einen großen Wert hat. Auch von den Bewohnern wurde ich bisher immer nur mit einem Lächeln empfangen. Negativen Erfahrungen habe ich noch keine gemacht.

Würden Sie den Einsatz nochmal machen, wenn Sie noch einmal neu entscheiden könnten?

Ich würde es auf jeden Fall nochmal machen, ich habe das nicht bereut.

Gab es irgendwas, was Sie besonders berührt hat?

Ja, dass ich wirklich gemerkt habe, dass mein Einsatz hier gebraucht und dass das Personal entlastet wird.

Vielen Dank für das Gespräch.